Vortrag von Prof. Dr. Frank Heidemann, Institut für Ethnologie,
Ludwig-Maximilians Universität, München

Die Andamanen sind eine Inselgruppe im Golf von Bengalen, die gemeinsam mit den Nikobaren als „Union Territory“ von Delhi aus verwaltet werden. Die heutige Bevölkerung besteht mehrheitlich aus eingewanderten  Arbeitern, Siedlern, Händlern und Verwaltungsangehörigen sowie den Nachkommen der freigelassenen Strafgefangenen, die hier seit der Mitte des 19. Jahrhunderts auf den Inseln einsaßen. Seit den 1930er Jahren wird die aus vielen Teilen des Subkontinents stammende Lokalgesellschaft als „Mini-India“ bezeichnet, um damit auf die Vielsprachigkeit und das Ideal „Unity in Diversity“ zu verweisen. Der Migrationsprozess und die Formen der Integration werden anhand einer kleinen Gruppe illustriert. Die aus dem Hochland Sri Lankas stammenden Tamilen wurden auf Katchal und auf Little Andaman angesiedelt und leben heute zum Teil in der Hauptstadt Port Blair.

Professor Heidemann lehrt seit 1997 an der Universität München und hat seit 1988 zahlreiche Forschungsprojekte in Südindien durchgeführt, seit 2011 auch auf den Andamanen im Golf von Bengalen. Zu seinen Publikationen zählen „The Modern Anthropology of India“ (Routledge 2013, herausgegeben mit Peter Berger) und „The Bison and the Horn. Indigeneity, Performance, and the State of India“ (Asian Ethnology 2014, herausgegeben mit Richard Wolf). Seine Fernsehreihe „Der Lange Schatten von Kultur“ wurde 2010 von BR alpha produziert.