Burgstr. 14
Hannover
Vortrag von Stefan Laser
Gesellschaftswissenschaften, Universität Kassel
Müll ist nie einfach da, er hat eine Geschichte und wird von unterschiedlichen Gesellschaften unterschiedlich gehandhabt. Indien hat seit der Liberalisierung (in den 1980er und vor allem 1990er Jahren) ein extremes ökonomisches Wachstum erlebt. Zugleich hat sich das Land geöffnet für reisende Produkte und Menschen – wobei auch Schrotte und Abfälle importiert wurden. Ein gutes Beispiel dafür ist Elektroschrott, mit dem sich der Referent in seiner Doktorarbeit beschäftigt hat. E-Schrott gilt als giftigster Müll der Welt, er ist die Schattenseite der scheinbar sauberen und rein „virtuellen“ digitalen Ökonomie. Lange wurde dieser Müll weitestgehend ignoriert und relativ ungefragt weltweit verschifft (vor allem auch zwischen asiatischen Staaten oder von afrikanischen Staaten gen Asien). Dann wurde das Thema in die Öffentlichkeit getragen. Es wurde zu einem Problem erklärt, ein neues „Management“ sollte her, während die wachsende Oberschicht in Indien zugleich begann, das exzessive Konsumieren nach westlichem Vorbild zu zelebrieren. Nunmehr wird eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft gefordert und gefördert, die „amateurhaftes Recycling“ aus den Hinterhöfen und Slums verdrängen soll.
In seinem Vortrag geht Stefan Laser ein auf die Geschichte und Folgen des Wandlungsprozesses hin zu einer Kreislaufwirtschaft. Er zeigt, was die ersten Konsequenzen des Wandels sind. Dazu gehören vor allem auch Verdrängungsprozesse, die das Problem weiter zuspitzen. Sogenannte informelle Arbeiterinnen und Arbeiter verlieren den Zugang zu Ressourcen, die ihnen zuvor zumindest etwas Schutz in schwierigen Zeiten geboten haben. Zugleich verlieren die hoffnungslos überforderten Infrastrukturen der Großstädte zunehmend ihre wichtigsten Arbeitskräfte. Im Vortrag wird eine Neubewertung der Situation angeregt. Verwandte Themen werden den Vortrag auflockern, neben Elektroschrott geht es auch um die aktuellen Debatten zu Tierabfällen, Dalits, und (last but not least) auf die sehr bedrohliche Luftverschmutzung in den Megacities des Landes.